Während meiner Ausbildung zur Yogalehrerin begegnete ich dem Twameva Mantra zum ersten Mal. Wir lernten es kennen als Wiegenlied, mit dem eine indische Gottheit ihr Kind beruhigt haben soll.
Ich fand es schön. Ich sang es gern. Weiter konnte ich nichts damit anfangen.
Einen tieferen Bezug dazu bekam ich erst einige Jahre später, als ein Mensch in mir heranwuchs. Plötzlich berührte das Mantra mein Herz und beruhigte mich jedes Mal, wenn ich es hörte* oder sang.
Seit ich vor nicht ganz drei Jahren von meiner Schwangerschaft erfuhr, singe ich das Twameva Mantra täglich. Solange meine Tochter in meinem Bauch wohnte, beruhigte es in erster Linie mich. Heute begleite ich sie mit dem Mantra Abend für Abend in den Schlaf.
In meinem Yogakurs für Schwangere sangen wir das Twameva Mantra gemeinsam am Ende der Yogapraxis. Es mag rührselig klingen, doch die Schönheit der Mamas, die voller Liebe und Ehrfurcht ihre Bäuche hielten und sich im Rhythmus des Mantras wiegten, berührte mich zutiefst.
Erfahre die beruhigende Wirkung selbst, in dem du die folgenden Zeilen wieder und wieder hörst, mitsingst und deine Gedanken zur Ruhe kommen lässt. Du musst dafür weder schwanger, noch Mutter oder Vater sein. Vielleicht magst du dir vorstellen, das Mantra für dein eigenes, inneres Kind zu singen.
Diesmal bekommst du auch die wörtliche Übersetzung. Sie sagt im Grunde alles darüber aus, was dieses wunderschöne Mantra bedeutet und bewirkt. Singst du es regelmäßig, fördert es Urvertrauen und Sicherheit – beides Qualitäten, die uns vor allem in Zeiten des Umbruchs zuversichtlicher stimmen und Hoffnung schenken.
Tvameva mata ca pita twam eva
Tvameva bandhushca sakhah twam eva
Twameva vidya dravinam twam eva
twameva sarvam mama devadeva
auf Deutsch:
Du bist meine Mutter und mein Vater.
Du bist mein Freund und mein Gefährte.
Du bist mein Wissen und mein Reichtum.
Du bist mein Ein und Alles – oh Du, mein Gott!
Hinweis zur Schreibweise:
Wieder habe ich den Text stark vereinfacht und ohne diakritische Zeichen aufgeschrieben.
Wie die einzelnen Buchstaben ausgesprochen werden, entnimmst du der Audiodatei.
Kleine Hilfen zur Aussprache:
ein “h” hinter dem “s” bedeutet, dass das s ähnlich wie “sch” ausgesprochen wird.
“c” wird wie “dsch” ausgesprochen
Wenn du keinen Bezug zu Mantras hast, gibt es andere Instrumente, mit deren Hilfe du Sicherheit und Vertrauen in dir festigen kannst.
Hier einige Beispiele:
Fokussiere dich auf deine Füße. Stelle dir vor, du würdest Wurzeln in den Boden schlagen, die dich halten, die dich stärken, die dich nähren.
Der Beckenboden steht in engem Bezug zu unserem Wurzelchakra am unteren Ende der Wirbelsäule. Dort sind mentale Qualitäten wie Urvertrauen und Sicherheit zuhause. Den Beckenboden wahrzunehmen und zu stärken macht, so meine Erfahrung, selbstbewusst. Es nährt außerdem das Wissen, jederzeit und überall beschützt zu sein.
Zwei Übungen, in denen du die Muskeln des Beckenbodens im Wechsel aktivierst und entspannst:
Letztlich ist es einerlei, ob wir asanas üben, den Atem lenken (pranayama) oder Mantren singen.
Alles dient nur diesem einen Zweck: Unsere Gedanken beruhigen, um unsere wahre Natur, nämlich reines Bewusstsein, zu erfahren.
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*Wer das Mantra von einer begnadeten Sängerin und in Begleitung eines Musikers hören möchte, dem empfehle ich die CD von Tatjana. Hier eine Hörprobe: Mantra CD – Demo
Wer sich die CD bestellen möchte, kann dies bei Tatjana selbst tun: tatjana.cichon@gmail.com
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