Vielleicht erinnert ihr euch – vor einiger Zeit habe ich damit begonnen, nach und nach die yamas und niyamas im Yogaraumblog zu besprechen. Zur gedanklichen Auffrischung:
Yamas und niyamas als Anfang jeden Yogaweges sind so etwas wie Verhaltensrichtlinien im Umgang mit uns selbst und anderen. Sie verhelfen uns zu mentaler Ruhe, Fokus und damit zu innerem Frieden.
Wir finden sie ausgeführt in den Yogasutrani von Patanjali.*
Heute möchte ich den Fokus auf das dritte yama richten, welches sich asteya nennt. Steya ist Sanskrit und heißt übersetzt“ Diebstahl“. Asteya bedeutet folglich „Nicht-Diebstahl“.
Die Regel des Nichtstehlens finden wir auch in den 10 Geboten, wo es heißt:
Du sollst nicht stehlen.
Nicht, dass ich mich den Ge- und Verboten aus der Bibel verschrieben hätte, gewiss nicht. Und doch lohnt es sich, wie ich meine, diese Verhaltensrichtlinie genauer zu betrachten und sie auf ihre Sinnhaftigkeit zu prüfen.
Mir geht es dabei weniger um das Materielle wie Raub und Ladendiebstahl. Interessanter finde ich den geistigen Aspekt. Asteya bedeutet auch, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken, was in Zeiten des Internet ja ständig passiert. So zu tun, als wäre etwas von mir, obgleich ein anderer damit ehrliche Arbeit hatte.
Genauso gehört das Thema Neid dazu. Wie oft wollen wir das haben, was andere haben, auch das ist steya – Diebstahl. Wie heißt es so schön im kölschen Wohlstandsgesetz?
Mer muss och jünne künne.
(Für alle Nichtkölner: Man muss auch gönnen können. :-))
Neid vergiftet unseren Geist und darum ist Neid, ganz simpel ausgedrückt, nicht sinnvoll für jemanden, der mentale und emotionale Ruhe anstrebt.
Neid stört unseren inneren Frieden.
Was gehört noch zu asteya?
Dass wir nicht mehr verbrauchen, als unbedingt notwendig. Beispielsweise Wasser und Energie. Wir berauben die Erde um ihre Ressourcen.
Auch achtlos über Blumen zu latschen und so der Wiese ihre Pracht zu nehmen ist aus meiner Sicht Diebstahl.
Der Natur stehlen wir sowieso am Meisten….
Billigprodukte zu kaufen, mit denen andere Menschen viel Arbeit hatten, die wir jedoch nicht zu zahlen bereit sind. Gier kann auch als Diebstahl bezeichnet werden, wie ich finde, weil wir dem anderen damit seine Würde klauen.
Übung, um sich asteya zu vergegenwärtigen:
Setze oder lege dich in eine entspannte Haltung. Schließe die Augen und nimm für einige Atemzüge wahr, wie der Atem durch deine Nasenöffnungen kühl ein- und warm wieder ausströmt.
Beobachte, wie sich dein Brustkorb dabei sanft hebt und senkt.
Beobachte, wie sich deine Bauchdecke dabei sanft hebt und senkt.
Richte deine Aufmerksamkeit voll und ganz auf diesen wunderbaren, natürlichen Prozess aus Atmung und Bewegung.
Sprich in Gedanken:
Ich bin mir meines Einatems und meines Ausatems bewusst.
Ich bin mir meines ganzen Körpers bewusst.
Ich habe genug.
Ich bin genug.
Sprich diese Sätze einige Male hintereinander.
Öffne dann sanft wieder deine Augen.
Und noch ein kleiner Tipp für deinen Alltag:
Beobachte die Natur.
Jedes Tierchen ist sich selbst genug.
Jede Blume ist sich selbst genug.
Das Wasser ist sich selbst genug.
Der Baum ist sich selbst genug.
Die Erde ist sich selbst genug.
Der Wind ist sich selbst genug.
Die Sonne ist sich selbst genug.
Sei auch du dir selbst genug.
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*Buchtipp: Patanjalis-Yogasutra-Königsweg
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